Sehnsucht nach der Insel

Oh, look at this!“ Abrupt kommt der schwarze Volvo auf dem Schotterweg zum Stehen. Maarika Toomel steigt aus und verschwindet für einen kurzen Moment im Nebel des aufgewirbelten Staubes. Wenige Sekunden später hockt sie am Boden. Eine Hand fingert an der Tasche des Fotoapparats, die andere streicht zärtlich über die pinken Blüten der Orchideen: „Beautiful!“ Sie löst zwei Mal aus und steigt wieder ins Auto. Auf ihrem Gesicht liegt ein seliges Lächeln. Denn Maarika Toomel ist ein echter Orchideen-Fan.

Text und Fotos: Jessica Mintelowsky

 

Die 51-jährige hat alle Sommer ihrer Kindheit und Jugend hier verbracht. Auf Saaremaa, der mit 2673 Quadratkilometern größten der rund 1500 estnischen Inseln, wo ihre Großeltern lebten und wo auch ihre Mutter aufwuchs. Sie selbst wurde in Tallinn geboren. Dort, wohin auch die meisten jungen Menschen gehen, wenn sie Saaremaa verlassen. Mehr als 30 Jahre lebte sie in Estlands Hauptstadt, zog dort drei Kinder groß. Als ihre Großmutter ihr ein Stück Land vererbte, kehrte sie Tallinn den Rücken und ging nach Saaremaa. Die Sehnsucht nach der Insel war groß – und Tallinn längst keine Herausforderung mehr.

 

Aus alt mach neu: Auf dem estnischen Festland werden alte Sowjet-Fahrzeuge komplett restauriert – und kurven auch wieder auf den Straßen von Saaremaa. So zurecht gemacht, erinnert dieser Bus kaum noch an ein Militär-Fahrzeug aus Besatzungszeiten. © Jessica Mintelowsky
Aus alt mach neu: Auf dem estnischen Festland werden alte Sowjet-Fahrzeuge komplett restauriert – und kurven auch wieder auf den Straßen von Saaremaa. So zurecht gemacht, erinnert dieser Bus kaum noch an ein Militär-Fahrzeug aus Besatzungszeiten. © Jessica Mintelowsky
Um die Insel kennenzulernen, ... empfehlen sich individuelle Touren. Kompetente Hilfe gibt's von Tourismus-Managerin Maarika Toomel. Sie verbrachte alle Sommer ihrer Kindheit und Jugend auf Saaremaa und bringt nun Touristen die Schönheit der Insel näher. © Jessica Mintelowsky
Um die Insel kennenzulernen, … empfehlen sich individuelle Touren. Kompetente Hilfe gibt’s von Tourismus-Managerin Maarika Toomel. Sie verbrachte alle Sommer ihrer Kindheit und Jugend auf Saaremaa und bringt nun Touristen die Schönheit der Insel näher. © Jessica Mintelowsky

Leben auf der Insel

Toomel redet ohne Punkt und Komma. Wie ein Wasserfall. Doch wenn sie loslegt, hängen ihre Zuhörer förmlich an ihren Lippen. Sie erzählt vom Krater Kaali – angeblich der größte Meteoritenkrater Europas. Und warum der Leuchtturm von Kiipsaare wandert. Von den Windmühlen von Angla – mehr als 1200 Mühlen gab es einst auf der gesamten Insel, heute steht lediglich ein winziger Bruchteil von ihnen. Von Suuriku Pank, einem Kliff, das nur durch Passieren eines ehemaligen Sowjet-Militärgeländes erreichbar ist. Und zwischendurch beantwortet sie engagiert die zahlreichen Telefonanrufe von Kollegen und Touristen.]Bis Anfang der 90er Jahre war das Eiland Sperrgebiet, selbst Esten konnten hier ohne Genehmigung nicht einfach so einreisen. Dadurch war Saaremaa abgeschnitten vom Festland. Isoliert. „Meine Großmutter musste uns immer eine schriftliche Einladung schicken“, erinnert sich Toomel. „Damit ging meine Mutter dann zu den Militärvertretern und beantragte einen Propusk, einen Passierschein.“ Damals dauerte die Fahrt einen ganzen Tag. Saaremaa war russisches Grenzgebiet und wurde streng bewacht. Auf beiden Seiten kontrollierte das russische Militär die Papiere, bevor Toomel und ihr Bruder einreisen konnten. Trotzdem hat sie Saaremaa als sicher und sehr gemütlich in Erinnerung. „Das war echtes Landleben“, schwärmt sie.

Typisch für Saaremaa: Einst gab es hier rund 1200 Windmühlen, die als Zeichen von Wohlstand galten. Auch heute noch zieren sie die Logos der Insel-eigenen Produkte – doch so gut erhaltene Exemplare wie dieses bei Angla gibt es nur wenige. © Jessica Mintelowsky
Typisch für Saaremaa: Einst gab es hier rund 1200 Windmühlen, die als Zeichen von Wohlstand galten. Auch heute noch zieren sie die Logos der Insel-eigenen Produkte – doch so gut erhaltene Exemplare wie dieses bei Angla gibt es nur wenige. © Jessica Mintelowsky

Liebevolle Küche in authentischer Unterkunft

Maarika Toomel hat eine Abschluss von der Universität Tallinn (ehemals Pädagogische Universität Tallinn), arbeitet seit Jahrzehnten in der Tourismus-Branche und führt ganz nebenbei – so hat es zumindest den Anschein – das Hotel Loona Manor im Westen der Insel. In dem ehemaligen Herrenhaus aus dem frühen 19. Jahrhundert, das gleichzeitig Zentrum des Vilsandi Nationalparks ist, bietet sie ihren Gästen eine authentische estnische Unterkunft und organisiert für sie individuelle Touren. Nebenan in einem kleinen Steinhaus können Besucher mehr über die Geschichte von einem der größten und ältesten Nationalparks Estlands erfahren.

Toomel kümmert sich ebenfalls um den riesigen Garten des Herrenhauses, hat dort ein Beet angelegt. Nun kommt sie mit frischem Salat zurück. Wenige Minuten später brutzelt das Essen in der Pfanne und Maarika Toomel wirbelt durch die Küche. In Windeseile hat sie das Gemüse kleingeschnitten, blanchiert und das Abendessen für sich und die Gäste liebevoll auf den Tellern arrangiert. Dazu gibt es Wein. So viel sie mögen für die Gäste und ein kleines Glas für Toomel. Sie wird später noch nach Hause fahren. Bis dahin sind es wenige Kilometer, die sie gern zurücklegt. Denn so sehr sie die Gesellschaft anderer Menschen schätzt, so sehr liebt sie auch ihr Zuhause. Privatsphäre ist wichtig.

Mit viel Liebe zum Detail ... wird auf Saaremaa eigentlich alles gemacht. Dieser leckere, sommerliche Salat im kleinen Restaurant am Seehafen Roomassaare am südlichen Ende von Kuressaare kostet gerade einmal vier Euro. © Jessica Mintelowsky
Mit viel Liebe zum Detail … wird auf Saaremaa eigentlich alles gemacht. Dieser leckere, sommerliche Salat im kleinen Restaurant am Seehafen Roomassaare am südlichen Ende von Kuressaare kostet gerade einmal vier Euro. © Jessica Mintelowsky
Die Unterkunft bietet sie gleich dazu: Maarika Toomel ist ebenfalls Managerin von Loona Manor, einem ehemaligen Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert. Es ist nicht nur ein Hotel und Zentrum des Vilsandi Nationalparks – hier finden auch Veranstaltungen und Konzerte statt. © Jessica Mintelowsky
Die Unterkunft bietet sie gleich dazu: Maarika Toomel ist ebenfalls Managerin von Loona Manor, einem ehemaligen Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert. Es ist nicht nur ein Hotel und Zentrum des Vilsandi Nationalparks – hier finden auch Veranstaltungen und Konzerte statt. © Jessica Mintelowsky

Interessante Infrastruktur

Am nächsten Tag zeigt Maarika Toomel die für Saaremaa typischen Mauern. Die Steine sind ohne Putz aufeinander geschichtet – die Mauern halten trotzdem. Sie biegt links ab, dann rechts und auf einmal stehen dort mitten im Wald 24 identische Briefkästen, montiert in zwei Zwölfer-Reihen. Sie tragen die Aufschrift „Kadaka tee“, Nr. 1–24. Die weißen Namensschilder sind unbeschriftet, denn hier wohnt keiner. Hat auch nie jemand. Das ist ebenfalls typisch für Saaremaa. Die kommunistischen Bauten waren immer auf Massen ausgelegt, denen eine kleine Insel nicht gerecht werden konnte, und so findet sich ab und zu ein wenig, sagen wir, unpassende Architektur auf Saaremaa.

Der schwarze Volvo gehört eigentlich Maarika Toomels Lebensgefährten Leevi. Ihr eigenes Auto hat sie an ihre jungen Kollegen verliehen, denn ohne Auto ist es schwierig, sich auf der Insel abseits der Hauptstraßen fortzubewegen. Es gibt Bushaltestellen, an denen niemals ein Bus hält. Maarika Toomel lacht bei der Vorstellung, dass vielleicht doch irgendwann einmal ein Tourist an so einer Haltestelle sitzen bleibt und wartet. Obwohl das ihrer Kenntnis nach noch nie passiert ist. Und die Einheimischen wissen ja, dass hier – abseits der Hauptstraßen – kein Bus kommen wird. Warum die Haltestellen dann wohl da sind? „Um einen guten Eindruck zu machen“, scherzt Toomel. Den macht die Insel allerdings tatsächlich.

Ein Naturspektakel jagt das nächste: Saaremaa ist nicht nur ein wahres Paradies für Vogelliebhaber und Wanderer – auch das Herz eines jeden Fotografen schlägt höher, wenn die Abendsonne wieder einmal die Landschaft dramatisch in Szene setzt. © Jessica Mintelowsky
Ein Naturspektakel jagt das nächste: Saaremaa ist nicht nur ein wahres Paradies für Vogelliebhaber und Wanderer – auch das Herz eines jeden Fotografen schlägt höher, wenn die Abendsonne wieder einmal die Landschaft dramatisch in Szene setzt. © Jessica Mintelowsky

Nähe zur Natur

Hier ist es nicht nur wunderschön, sondern auch bezaubernd still. Manch ein Dach einer Bushaltestelle ist mit Gras bepflanzt und aus dem Inneren lächeln geschnitzte Gnome. Saaremaa besticht mit einer pittoresken Landschaft, die fast zur Hälfte aus Wald besteht. Auf der anderen Hälfte wachsen Büsche – überwiegend Wacholder – und viele wilde Orchideenarten. Das Land ist unglaublich flach – die höchste Erhebung liegt gerade einmal 54 Meter über dem Meeresspiegel. Die vielen kleinen einsamen Buchten, teils mit Sandstrand, teils mit Kies, laden im Sommer zum Schwimmen ein. Und selbst die Grillplätze am Straßenrand wirken wie gemalt.

Reich sind die Insulaner nicht, aber sie hängen an ihrer Heimat und gehen liebevoll mit ihr um. Auf Saaremaa gibt es nicht viele Jobs, besonders junge Menschen haben es schwer. Wenn sie nicht in der Tourismus-Branche unterkommen, oder einen der wenigen Jobs in Saaremaas einziger Stadt Kuressaare ergattern, ziehen sie weg von der Insel. Damals, zu Zeiten der Sowjet-Ära, lernten alle Kinder Estlands in der Schule noch Russisch. Und auch Maarika Toomel spricht diese Sprache fließend.

Saaremaas Küsten sind häufig ... mit Kieselsteinen übersät, es gibt aber auch viele kleine einsame Buchten mit Sandstrand. Hier lässt es sich im Sommer herrlich ungestört schwimmen – der Herbst lädt eher zu einem gemütlichen Strandspaziergang ein. © Jessica Mintelowsky
Saaremaas Küsten sind häufig … mit Kieselsteinen übersät, es gibt aber auch viele kleine einsame Buchten mit Sandstrand. Hier lässt es sich im Sommer herrlich ungestört schwimmen – der Herbst lädt eher zu einem gemütlichen Strandspaziergang ein. © Jessica Mintelowsky

Im Wandel der Zeit

Die vielen Militiärbasen stehen irgendwie im Kontrast zur sonst so lieblich anmutenden Landschaft. Irgendwie aber auch wieder nicht. Es scheint, als seien sie mittlerweile eine Symbiose mit der Natur eingegangen. Als haben sie sich mit der Zeit arrangiert. Aus vielen Ruinen wuchern bereits die Pflanzen. Andere Überbleibsel der Besatzungszeit wiederum halten sich hartnäckig und trotzen der Natur. Auf Sõrve beispielsweise, der 32 Kilometer langen Halbinsel im Süd-Westen von Saaremaa, gibt es ein gewaltiges ehemaliges Militärgelände samt Raketenabschussbasen der sowjetischen Luftabwehr. Die Bunker, Hangars und Startrampen sind bis heute auf dem sieben Hektar großen Gelände erhalten. Das kleine Museum „Militärstube Sõrve“ gibt Einblicke in die örtliche Geschichte. Gleich nebenan, am südlichsten Punkt der Insel steht ein beliebtes Fotomotiv – der Leuchtturm an der Nehrung Sõrve Sääre. Der Legende nach vertrieb hier der Riese Suur Tõll den Teufel.

Zeugen vieler Kriege: Die alten Wasserflugzeug-Hangars bei Papissaare stammen aus dem Ersten Weltkrieg. Während des Zweiten Weltkrieges und später wieder zu Zeiten des Kalten Krieges wurden sie dann vom russischen Militär genutzt. © Jessica Mintelowsky
Zeugen vieler Kriege: Die alten Wasserflugzeug-Hangars bei Papissaare stammen aus dem Ersten Weltkrieg. Während des Zweiten Weltkrieges und später wieder zu Zeiten des Kalten Krieges wurden sie dann vom russischen Militär genutzt. © Jessica Mintelowsky

Artenvielfalt im Nationalpark

Im Vilsandi Nationalpark, auch „Königreich der Vögel“ genannt, gibt es mehr als 250 Vogelarten, darunter Seeadler, Rauhfußkauze und Waldhühner. Zwei naturbegeisterte Amerikaner haben vor wenigen Tagen bei Maarika Toomel in Loona Manor eingecheckt und sich bei ihr die besten Tipps geholt. Heute wollen sie Kegelrobben sehen. Dafür hat Maarika Toomel eine Fahrt nach Papissaare organisiert, von wo das Boot startet. Das Wetter ist nicht ideal – dunkle Regenwolken bedecken den Himmel – und der Seegang ist schon bereits jetzt nichts für empfindliche Mägen. Hart setzt das Boot nach jeder der immer größer werdenden Wellen auf, und zwischendurch klatscht eine beachtliche Wassermenge ins Innere des kleinen Fahrzeuges.

Nach 20 Minuten stoppt der Bootsführer das erste Mal. Die Amerikaner drehen sich aufgeregt in alle Richtungen, dann folgen ihre Blicke dem ausgestreckten Arm des Kapitäns, und sie erspähen ein paar winzige dunkle Punkte. Schnell noch einmal durchs Fernglas gucken – ja, möglich wär’s. Zumindest der Form nach könnten das Robben sein. Doch der kleine Kahn ist zu weit weg von der Sandbank. Also geht es noch ein Stückchen weiter, bis nach Laevarahu, einer Naturschutzzone im Vilsandi Nationalpark.

Plötzlich taucht der rostige Schornstein des Wracks „Gertrude“ auf. Gerüchte darüber, dass die „Gertrude“ nicht aufgrund baulicher Mängel sank, sondern der Eigner Versicherungsbetrug beging, halten sich hartnäckig. Der Kapitän des Robbenbeobachtungsschiffes drosselt die Geschwindigkeit und schließlich verstummt das Brummen des Motors ganz. Wer rechtzeitig hingeschaut hatte, konnte noch die Flossen der Kegelrobben sehen, die unter die Wasseroberfläche flüchteten. Sie sind zwar scheu, aber auch neugierig, und so poppt alle paar Sekunden an anderer Stelle ein Kopf aus dem Wasser, um zu prüfen, ob die Störenfriede noch da sind. Die Amerikaner sind begeistert. Der Himmel klart auf, die späte Nachmittagssonne bricht mit aller Kraft durch die Wolken und verhilft den Robben zu ihrer verdienten Kulisse. Ein bisschen Drama muss sein!

Nichts für empfindliche Mägen: Hart schlägt das kleine Robbenbeobachtungsboot nach jeder Welle auf. Wer sein Regencape vergisst, wird ordentlich nass – insgesamt dauert so eine Tour mit zwei bis drei Stopps ungefähr zwei Stunden. @ Jessica Mintelowsky
Nichts für empfindliche Mägen: Hart schlägt das kleine Robbenbeobachtungsboot nach jeder Welle auf. Wer sein Regencape vergisst, wird ordentlich nass – insgesamt dauert so eine Tour mit zwei bis drei Stopps ungefähr zwei Stunden. @ Jessica Mintelowsky
Scheu hin oder her: Neugierig sind sie jedenfalls auch. Diese Kegelrobben vor dem Wrack "Gertrude" sind zunächst geflüchtet, als sie den Motor hörten – nun checken sie in Abständen von wenigen Sekunden, ob die Störenfriede noch da sind. @ Jessica Mintelowsky
Scheu hin oder her: Neugierig sind sie jedenfalls auch. Diese Kegelrobben vor dem Wrack „Gertrude“ sind zunächst geflüchtet, als sie den Motor hörten – nun checken sie in Abständen von wenigen Sekunden, ob die Störenfriede noch da sind. @ Jessica Mintelowsky

Erhalt heimischer Traditionen

Maarika Toomel ist derweil auf dem Weg zu einer Dame, die sich der Herstellung von Wacholder-Sirup verschrieben hat. Und das ziemlich erfolgreich. Maret Künnap und ihre Tochter Liisi Kuivjõgi stellen das klebrig-süße Nahrungsmittel zu Hause in Leedri her und vertreiben es, mittlerweile sogar ins Ausland. Die Flaschen dazu bekommen sie aus Deutschland. Einst wurde aus ihnen Bier getrunken, nun finden sie – gespült und mit Etikett versehen – eine neue Verwendung. Maret Künnap drückt Maarika Toomel herzlich. Und hat auch schon eingedeckt: einen Buchweizen-Kastenkuchen mit wahlweise herzhafter Guacamole oder süßem Wacholder-Sirup. Dazu frische Erdbeeren und Kamillentee. Die beiden essen, und zwischendurch rührt Künnap in den riesigen Kochtöpfen auf ihrem Herd, in denen die Wacholderbeeren stundenlang köcheln. Im letzten Jahr wurden sie und ihre Tochter sogar mit dem „Saare Nokkija“-Preis ausgezeichnet. Der wird jedes Jahr an Menschen vergeben, die mit innovativen Ideen die heimischen Traditionen zeitgemäß fortführen.

Auch Maarika Toomel hat viele gute Ideen. Und weil diese ein Mensch alleine unmöglich alle umsetzen kann, unterrichtet sie neuerdings an der Universität von Kuressaare Tourismus-Management, begeistert dort den Nachwuchs für ihre Sache. Immer neue Projekte lässt sie sich einfallen. In diesem Jahr hat sie das erste Mal ein Orchideenfestival organisiert. Immerhin 33 der 36 heimischen estnischen Orchideenarten finden sich auf Saaremaa. „Das Festival war ein totaler Erfolg für die Insel“, freut sie sich. „Und ein Desaster für mein Bankkonto“, fügt sie etwas leiser hinzu. Trotzdem wird sie es nächstes Jahr erneut veranstalten.

Mittlerweile ist Maarika Toomel selbst Großmutter. Und dankbar dafür, dass ihre Enkel keine Genehmigung mehr brauchen, wenn sie sie besuchen möchten.

Traditionen werden gepflegt: damals schon und heute auch. Die Esten bezeichnen sich selbst als Waldmenschen – immerhin fast die Hälfte des Landes ist Waldfläche. Sie sind sehr naturverbunden, legen viel Wert auf gutes Essen und lieben Musik. © Jessica Mintelowsky
Traditionen werden gepflegt: damals schon und heute auch. Die Esten bezeichnen sich selbst als Waldmenschen – immerhin fast die Hälfte des Landes ist Waldfläche. Sie sind sehr naturverbunden, legen viel Wert auf gutes Essen und lieben Musik. © Jessica Mintelowsky

Weitere Informationen

WÄHRUNG
Estland hat seit 2011 – bislang als einziger der baltischen Staaten – den Euro, somit entfallen lästige Umrechnungen.

REISEZEIT
Die beste Reisezeit für Vogelbeobachtungstouren ist von März – für Badevergnüngen in der Ostsee von Juni – bis September. Danach wird es gemütlich. Der Herbst auf Saaremaa ist zauberhaft – und die Wälder sind voll von Beeren und Pilzen. Aber auch der Winter mit seinen kurzen Tagen sollte Besucher nicht abschrecken: Die Insel hat eine lange Kur- und Spa-Tradition. Zahlreiche Wellnessangebote, lange Sauna-Nächte und Touren auf dem Eis machen Saaremaa auch während des Winters zu einem Erlebnis.

ANREISE
Die Fährlinie von Virtsu nach Kuivastu verbindet das Festland mit der Saaremaa vorgelagerten Insel Muhu. Die Verbindungsstraße von Muhu nach Saaremaa lässt sich ganz einfach mit dem Auto oder Fahrrad überqueren. Von Tallinns Busbahnhof aus gibt es mehrmals täglich Verbindungen nach Saaremaa, die auch noch spontan gebucht werden können. Eine einfache Fahrt (ca. 4 Stunden) gibt‘s ab 12 Euro – Fähre inklusive.

INFO-KARTE
Viele detaillierte Infos zu Sehenswürdigkeiten, Unterkünften und Ausflugsmöglichkeiten auf Saaremaa gibt es hier.

ANREISE
Die Fährlinie von Virtsu nach Kuivastu verbindet das Festland mit der Saaremaa vorgelagerten Insel Muhu. Die Verbindungsstraße von Muhu nach Saaremaa lässt sich ganz einfach mit dem Auto oder Fahrrad überqueren. Von Tallinns Busbahnhof aus gibt es mehrmals täglich Verbindungen nach Saaremaa, die auch noch spontan gebucht werden können. Eine einfache Fahrt (ca. 4 Stunden) gibt‘s ab 12 Euro – Fähre inklusive.

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