Kärntner Seenrunde:

Die Etappen Gerlitzen, Ossiacher See, Wörthersee bis zum Faaker See

Text: Stefan Nink

Alpe Adria Trail - Gerlitzen Alpe - © Kärnten Werbung, Franz Gerdl
Alpe Adria Trail – Gerlitzen Alpe – © Kärnten Werbung, Franz Gerdl

MORGENS HAT MAN DIE WELT OBEN AUF DER GERLITZEN NOCH FÜR SICH. 

Also macht man, was man am Abend zuvor schon gemacht hat, nach dem Essen, in der blauen Stunde, den Minuten zwischen Nichtmehrganztag und Nochnichtnacht: Man dreht noch schnell eine Runde um die Gerlitzen. Dauert auf dem Gipfelrundweg eine gute Stunde, und von dieser guten Stunde hat man eine gute Stunde Ausblick. Es ist diese Stelle, an der man auch zum ersten Mal begreift, wie passend der Alpe-Adria-Trail benannt ist. Weil man merkt, dass es Richtung Süden geht, Richtung Meer, das man von hier oben natürlich noch nicht sehen, aber schon fühlen kann, erahnen, irgendwie, vielleicht liegt es ja tatsächlich in der Luft.

Alpe Adria Trail - Ossiacher See - © Kärnten Werbung, Franz Gerdl
Alpe Adria Trail – Ossiacher See – © Kärnten Werbung, Franz Gerdl

Statt der Adria sind da jetzt erst einmal die Badeseen, wie dunkles Silber, der Ossiacher See, der Wörthersee, der Faaker See – reflektierende Flächen zwischen den Hügelketten im Dunst und den Gipfeln der Karawanken am Horizont: unwirklich sieht das aus, beinahe schon magisch.

Weiter! Hinunter nach Ossiach, und von dort steil hinauf in die Ossiacher Tauern! Durch einen Zauberwald, grün und dicht und moosig, kaum ein Lichtstrahl schafft es durch das dichte Blätterdach. Es ist ruhig, es ist still, so still, dass man anfangs alle paar hundert Meter stoppt und durchatmet. Dann steht man da und lauscht, als würden jeden Augenblick auch noch die allerletzten Geräusche auf der Welt abgestellt, und man müsse schnell noch so viele wie möglich von ihnen bunkern. Das Summen der Insekten hört man, das leise Flüstern eines Baches. Sechs oder sieben Rehe stehen plötzlich vor einem und verschwinden so schnell und lautlos, wie sie aufgetaucht sind. Zwei Feuersalamander wissen nicht so recht, wohin. Und bleiben lange genug sitzen, dass man sie in Ruhe anschauen kann.

ALS MAN DANN OBEN IST, GEHT ES GLEICH WIEDER BERGAB.

Von einem Schritt auf den anderen, hinunter Richtung Wörthersee. Vorbei an Bauernhöfen und Kindern, die im Garten schaukeln und winken. In einem dichten Laubwald versteckt sich eine Burgruine. Sie sieht aus, als sei nach dem Abzug der letzten Ritter Anno Domini 1243 kein Mensch mehr hier gewesen. Einen oder zwei Kilometer später weist ein Schild auf die Spuren römischer Wagenräder rechts und links im Gestein. Plötzlich wird einem bewusst, wie lange der Mensch hier schon unterwegs ist. Man hat sie vor Augen, die Kaufleute und Soldaten, die Kuriere und Pilger, gewissermaßen die Ahnen all jener Wanderer, die heute auf dem gleichen Pfad gehen. Auch wenn der einen neuen Namen trägt.

Und dann ist der Alpe-Adria-Trail am Saissersee, noch eines von diesen Gewässern, wie sie es nur in Kärnten gibt. Füße rein? Ganz rein! Und natürlich sieht man sofort einen Fisch, und das Wasser ist samten und frisch wie sonst nur was. Wenn man anschließend nicht aufpasst, auf der Wiese, dann schläft man ein und träumt von Römern und Salamandern. Und verpasst das Nightlife am Wörthersee.

Kulinarisches am Wegesrand

NEUGARTEN ALMSEEHÜTTE:

Rustikale So-kommt-man-wieder-zu-Kräften-Küche, eine herrliche Lage plus ein Badeteich, in dem man zu einem versunkenen Mähdrescher tauchen kann.
www.neugarten-almseehuette.at 

Familientipp: BURG LANDSKRON 

Im Sommer gibt es auf der Burg täglich Greif­vogel-Vorführungen. In der Nähe wartet der Affenberg, Österreichs größtes Affenfreigehege.
www.adlerflugschau.com;
www.affenberg.com

Quelle Titelbild: © Kärnten Werbung