1. Naturparadies: Cala Galdana
Die muschelförmige Sandbucht südlich von Ferreries ist eine wahre Schönheit. Umgeben von tiefgrünen Kiefernwäldern und eingefasst von dunkelgrauen Küstenfelsen, konnte man ihr ursprünglich nur mit Attributen wie „malerisch“ oder „paradiesisch“ gerecht werden. Heute frisst sich die Siedlung Cala Galdana leider mit neuen Apartments, Ferienwohnungen, Restaurants und Supermärkten vor allem in den westlichen Ausläufer der Bucht hinein. Der Badestrand aber ist nach wie vor gut 500 Meter lang, goldgelb und feinsandig – ideal auch für Familien mit kleineren Kindern. Nur bei den seltenen Südwinden wird die See innerhalb der Bucht etwas rau. Das schöne Restaurant El Mirador mit seiner tollen Terrasse verwöhnt mit einem breiten Angebot an Grillfleisch und Fisch und durch seine großartige Lage auf der vorgelagerten Halbinsel.
2. Fischer-Idylle: Binibèquer Vell
Wie mit Puderzucker überzogen wirkt die blendend weiße Touristenattraktion Nummer eins an der Südostküste Menorcas. Das „typische Fischerdorf“ Binibèquer Vell erinnert an alte Tage. Zwar sind die Strukturen neueren Ursprungs, die verschachtelten Gänge, Tunnel, Abzweigungen und Nischen sollen in ähnlicher Form jedoch schon von den Vorfahren ersonnen worden sein. Besonders kurz vor Beginn der Saison glänzt die gesamte Siedlung in tadellosem Weiß, die Natursteinböden sind geputzt, Souvenirläden und Bars hängen die ersten Angebote ins Fenster. Zur Hauptsaison kann es dann allerdings schon mal eng werden in den schmalen Gässchen und Winkeln.
3. Stadtschönheit: Ciutadella
Die altehrwürdige Bischofsstadt gilt als eine der schönsten Städte ganz Spaniens und bietet ein beschauliches Zentrum und eine angenehm entspannte Atmosphäre. Obwohl mit knapp 28.000 Einwohnern nur unwesentlich kleiner als die Inselhauptstadt Maó, legt Ciutadella einen besonders gemächlichen Lebensrhythmus an den Tag, die Menschen scheinen hier mehr Zeit zu haben als am geschäftigen Ostpol der Insel. Sehenswert ist besonders die Bastió de Sa Font. Die ursprüngliche Festung aus dem 14. Jahrhundert wurde 1558 von den Türken zerstört und erst Ende des 17. Jhs. wieder aufgebaut. Das hier untergebrachte Museu Municipal hat multimedial aufgerüstet und dokumentiert mit Funden aus der Vorgeschichte und der Zeit der muselmanischen Besetzung, mit historischen Dokumenten, alten Schriften und anderen Exponaten die Geschichte Menorcas.
4. Piratengeschichten: Hafenrundfahrt in Maó
Durch den fjordartigen Naturhafen gleiten, den Erzählungen über Piraten und Eroberer lauschen, Yachten und Villen bestaunen. Die Hafenrundfahrt mit Schwerpunkt Port de Maó ist ein Muss für jeden Menorca-Urlauber. Abfahrt im Sommer täglich an der Hafentreppe unweit des Fährterminals. Die gelben Boote (Yellow Catamarans) sind moderner und bequemer als die Boote der Gesellschaft EI Pirata Azul und bieten außerdem den besseren deutschsprachigen Kommentar. Ausfahrten mit den Líneas de la Cruz führen zu entlegenen Stränden und Badebuchten, die oft sonst kaum erreichbar sind. Halbtagestouren starten von Maó aus in den Nordosten über Sa Mesquida zur Illa d’en Colom und zum Naturschutzpark Es Grau sowie in den Süden über Punta Prima und Binibequer bis Canutells, im Sommer mit Badepausen.
Im Sommer tgl. 10 und 14.30 Uhr, Rückkehr gegen 13 bzw. 17.30 Uhr
5. Panoramaberg: Monte Toro
Wie ein Igel mit Antennen und Spitzen besetzt, schiebt der Monte Toro (El Toro) seine 357 Meter aus der sonst nur leicht hügeligen Landschaft. Die höchste Erhebung der Insel bietet nicht nur einen phantastischen Panoramablick über die Tramuntana im Norden und den Migjorn im Süden sowie den Fischern einen wichtigen Referenzpunkt auf See, sondern beschert auch weiten Teilen Menorcas einen einwandfreien Rundfunk- und Fernsehempfang. Am östlichen Ortseingang von Es Mercadal zweigt eine bequeme Zugangsstraße zum Monte Toro ab. Zum Berg pilgern heute vor allem Menorca-Urlauber. Die Kapelle Mare de Deu del Toro (17. Jh.) duckt sich im Schatten der Sendemasten. Von hier aus segnet der Bischof jeden Mai die ganze Insel. Die Madonna ist übrigens die Schutzpatronin Menorcas. In einem Gewölbe neben der Marienkapelle verkaufen die Franziskanernonnen religiöse Souvenirs, Bücher und Postkarten. Das Klosterrestaurant Sa Posada del Toro bietet authentische Menorca-Küche, große Portionen und ein preiswertes Mittagsmenü (nur tagsüber).
6. Legendenstätte: Naveta des Tudons
Die aus großen Steinblöcken gefügte Begräbnisstätte Naveta de Tudons bei Ciutadella gilt als eines der ältesten Bauwerke Europas. Ihre mächtigen Sandsteinquader wurden vor ca. 3400 Jahren zusammengefügt und ab 1959 restauriert. Dabei fand das Ausgrabungsteam Schmuckstücke und Reste menschlicher Knochen, was den Gedanken an eine (geplünderte) Grabkammer nahe legte. Der Innenraum ist in zwei Etagen aufgeteilt. Um das Bauwerk rankt sich eine Legende: Zwei Titanen sollen um eine Dame gestritten haben. Als Liebesbeweis sollte der eine einen zweigeschossigen Turm bauen, der andere einen Brunnen graben, bis er auf Wasser stieße. Das Grundwasser floss zuerst. Das erzürnte den anderen Titanen so sehr, dass er einen gewaltigen Stein aus seinem Turm brach (das heutige Eingangsloch) und auf den Brunnenbauer warf. Der Bösewicht ertränkte sich im Brunnen, die Dame starb an gebrochenem Herzen. Der Brunnen ist unter dem Namen Pou de Sa Barrina heute noch bekannt.
7. Orgelbaukunst: Santa Maria
In dieser Kirche in Maó kann man den Klängen einer der größten und schönsten Orgeln Europas lauschen. Die Kirche Santa María wurde ab 1748 auf den Ruinen eines älteren Gotteshauses errichtet. Eher schlicht und demütig auf den ersten Blick, überzeugt Santa María mehr das Ohr als das Auge. In ihrem Inneren verbirgt sich nämlich ein Wunderwerk der Orgelbaukunst. In Auftrag gegeben 1809 bei den Deutsch-Schweizer Orgelbaumeistern Otter & Kyburz, kam das Instrument bereits ein Jahr später auf Menorca an. Mit seinen mehr als 3000 Pfeifen und vier Manualen war es schon bald landesweit bekannt, vor allem für seine Imitation von Menschenstimmen (im Sommer Mo–Sa 11.30 Uhr Orgelkonzerte). Wer die Möglichkeit hat, erfahrene Organisten auf diesem bemerkenswerten Instrument zu hören, sollte die Gelegenheit nutzen.
Info: Bestaunen kann man das gute Stück an allen Wochentagen (7.30–13, 18–20.30 Uhr), zwischen Plaça de la Conquesta und Plaça de la Constitució
8. Strandgut: Basílica de Son Bou
Malerisch am Strand von Son Bou liegen die Reste dieser antiken Basilika. Archäologen nehmen an, dass sie das einzige Überbleibsel einer kleinen Ortschaft aus dem 4. Jahrhundert ist. Die im 5. Jahrhundert errichtete Basilika gibt am deutlichsten die architektonischen Merkmale der frühchristlichen Sakralbauten Menorcas wieder. Praktisch: Nach einem Ausflug in die Geschichte kann man gleich ins Meer springen – mit knapp 3 Kilometern Länge ist die Platges de Son Bou der längste Sandstrand Menorcas. Goldgelber, feiner Sand, ein sanfter Abgang ins Meer, Duschen und Toiletten machen ihn ideal für Familien. Für Kinder gibt es in der angeschlossenen Siedlung Sant Jaume einen Minispielpark.
9. Perspektivenwechsel: Camí de Cavalls
Auf einem 2010 neu eröffneten Rundweg können Wanderer, Fahrradfahrer und Reitfans die Insel erkunden: Der Camí de Cavalls (Weg der Pferde) führt an der Küste entlang einmal um die ganze Insel. Im Mittelalter patrouillierten hier Reiter, die das Meer nach Invasoren oder Piraten absuchten, im 18. Jahrhundert nutzten die britischen Herrscher den Weg zur Kommunikation. Heute gehen Touristen auf Entdeckungstour an der Küste – zu Fuß, zu Pferd oder mit dem Mountainbike. Auf 20 Etappen und 180 Kilometern kann man wunderschöne Pinienhaine und viele idyllische Buchten entdecken, die dem Autofahrer verborgen bleiben. Besonders schön ist ein Ausflug hoch zu Ross – auf der Insel gibt es mittlerweile viele Reitställe, die Stunden anbieten und zu Reitausflügen einladen. Einer davon ist der Stall Cavalls Son Angel im Norden. Neben Kurztrips an den Strand können hier auch mehrtägige Reitausflüge gebucht werden.
10. Traumbucht: Cala Macarella
Klares, türkisfarbenes Wasser, eingefasst in einen Ring aus grauem Kalkstein, im Hintergrund der Sandstreifen und ein kleines Feuchtbiotop, in dem früher Schildkröten lebten: Das ist Menorcas Vision vom Paradies. Der Zufahrtsweg ist lang, steinig und gebührenpflichtig (5 Euro pro Auto), der Strand lässt leider manchmal die gewünschte Sauberkeit vermissen und im Wald liegen Picknickabfälle – trotzdem lohnt die traumhafte Location einen Besuch. Zur Zeit versorgt eine in den Pinien versteckte Bar mit schlichtem Speiseplan die Strandgäste. In den Uferfelsen findet man einige prähistorische Grotten. Nach Westen zweigt ein Fußpfad ab zur Cala Macarelleta, wohin sich Nudisten zurückziehen.